Das diesjährige Herbstlager fand vom 2. – 9. Oktober im Jugendheim „Wolfsäge“ in Fischbach bei Dahn statt, das einige schon vom letzten Mal kannten. Dieses Jahr lief alles unter dem Motto „Tick, Tack – die Zeit wird knapp!“.
Nachdem wir mit dem Bus in Fischbach bei Dahn angekommen waren, mussten wir noch ein ganzes Stück laufen – immer tiefer in den teilweise sehr dunklen Wald hinein. Als dann endlich die Hütte hinter der nächsten Kurve auftauchte, wurde schnell alles aufgebaut, sodass das Lager richtig beginnen konnte. Denn bis auf das Thema, war bis dahin noch nichts bekannt. Das Lager sollte dadurch eine klare Abgrenzung zur Hektik des Alltags sein. Alle würden das offene Programm mitbestimmen und gemeinsam die Initiative ergreifen.
Ungefähr um 10 Uhr am nächsten Morgen stand eine mysteriöse Kiste auf dem Tisch. Was hatte die da zu suchen? Was sollte das? Warum leuchtete die so komisch? Aufgeklärt wurden wir nach dem vollmundigen Frühstück. Allem Anschein nach war diese seltsame Kiste in der Materialhütte des Jugendheims aufgetaucht. Schnell entpuppte sich die Kiste als eine Art Zeitmaschine, die mit uns allen sprechen konnte. Ehe wir uns versahen, waren wir in der Vergangenheit gefangen und mussten knifflige Aufgaben erfüllen, um wieder in unsere Zeit zurückzukehren.
Am ersten Tag – dem Tag der Deutschen Einheit – verschlug es uns in die Zeit des gespaltenen und geteilten Deutschlands (Reiner Zufall? Glaub ich kaum!). Der ganze Platz war durch ein Absperrband in zwei Seiten geteilt – in die Bundesrepublik Deutschland und in die Deutsche Demokratische Republik. Es wurden zwei Gruppen eingeteilt, die dann jeweils nur eine der beiden Seiten betreten durften. Nachdem sich die Gruppen gefunden hatten, teilte die Zeitmaschine uns Aufgaben mit, die wir dann erfüllen mussten. Die Ergebnisse mussten der Maschine präsentiert werden, damit wir weiterkamen. Mittags wechselten die Seiten. Abends, nachdem alle Teilnehmer beide Seiten bespielt hatten, teilte uns die Zeitmaschine mit, dass sie mit unserer Leistung nicht zufrieden sei, weshalb wir nun noch ein unbekanntes Nachtspiel bestreiten müssten. Dieses fand auf der großen Wiese in der Nähe der Hütte statt. Ziel war es, über die Grenze zu kommen. Dies erwies sich aber leider als fast unmöglich. Plötzlich kam Philip mit einem Radio angelaufen, aus dem eine Rede ertönte. Darin wurde bekannt gegeben, dass alle Grenzen nun offen seien. Ohne zu zögern stürmten wir unaufhaltbar die Grenze und gewannen somit das Spiel.
Die nächsten Tage hatten einen ähnlichen Ablauf, fanden aber in anderen Zeiten statt, weil die böswillige Zeitmaschine uns ärgerlicherweise nicht direkt wieder in das 21. Jahrhundert zurückschickte. So gelangten wir noch ins düstere Mittelalter, in die Antike, zu den Wikingern, zu den Entdeckern und zu den Anfängen der Pfadfinder. An dem Tag, als wir 1907 zu den Anfängen der Pfadfinder zurückkehrten, bekamen wir Besuch von Lothar Wilhelm, einem naturkundigen „Kollegen“ der Zeitmaschine, der extra anreiste, um uns im Auftrag der Zeitmaschine durch den Wald zu führen. Hierbei konnten wir viel lernen, was wir davor noch nicht wussten. Wir mussten zum Beispiel versuchen, uns möglichst leise durch den Wald zu bewegen, sodass uns kein Tier bewusst als Bedrohung wahrnehmen konnte.
Besonders viel Spaß hatten wir auch am Entdeckertag. Wir teilten uns in vier Gruppen auf, überlegten uns Namen für unsere Entdeckungsschiffe und stachen dann in verschiedene Richtungen in See. An unterschiedlichen Stationen mussten wir uns verschiedenen Aufgaben stellen. An jeder der fünf Stationen war ein anderer berühmter Entdecker zu finden, der uns dann die jeweilige Aufgabe mitteilte. So mussten wir zum Beispiel bei James Cook durch ein markiertes Eisschollenfeld gelangen. Nur, wenn uns dies gelang, durften wir uns dem Rätsel stellen, das uns zur nächsten Station bringen würde. Am Ende kamen alle wieder munter und erschöpft an der Hütte an. Fast alle Gruppen hatten ihre Rätsel gelöst.
Am letzten Tag standen dann die Wikinger im Fokus. In Kleingruppen mussten wir Schiffe bauen, die sich daraufhin im Fischbach beweisen sollten. Dies klappte überraschend gut. Am Abend mussten wir weiterhin unser handwerkliches Geschick beweisen. Dafür bekamen wir Mehl, Wasser, Salz und Körner. Daraus sollten wir feines Fladenbrot backen. Der Teig gelang uns gut, beim Backen über dem Feuer wurden allerdings die ersten Versuche etwas zu roh, was einige von uns später noch schmerzlich zu spüren bekamen – anscheinend mag nicht jeder rohen Teig zum Haferbrei. Dennoch galt weiterhin die berühmte Regel: Wer nicht aufisst, spült.
Nachdem der Abbau am nächsten Morgen reibungslos funktioniert hatte, war das Lager dann leider schon zu Ende. Die Zeitmaschine gab widerwillig zu, dass wir uns als fähige Pfadfinder bewiesen hatten. Deswegen durften wir auch wieder in unsere eigene Zeit zurückkehren. Anschließend packten wir den Rest zusammen und liefen aus dem tiefen Wald heraus hinein in die, nach acht Tagen bei vielen willkommene, Zivilisation. So fuhren wir also dahin durch den Pfälzerwald Richtung Saarbrücken – wohlgewogen von den Kurven wurde es schon nach kurzer Zeit sehr still im Bus. Hin und wieder flammten in manchem Munde wieder Fahrtenlieder auf, zu einer abschließenden Singerunde reicht es dann aber doch nicht. Anscheinend hatte sich das Phänomen, dass man vom Reisen müde wird, obwohl man sich doch gar nicht bewegt, vor allem in der Zeitreise bewiesen.