1/3 Wandern, 2/3 Schmerz oder auch 75 (bzw. 85) km durch fremdes Land. Am Stück! Das ist der Burgunderlauf.
Beim Burgunderlauf geht es darum, alle Stämme des Gaus Neuburgund nacheinander abzulaufen. Insgesamt ergibt das eine Strecke von etwas mehr als 75km, die in maximal 24h zu absolvieren ist. Vom ScheidterHaufen waren dieses Jahr 10 Teilnehmer dabei, die sich in eine schnelle Gruppe um Jan, Jakob, Carl und Vito sowie eine gemütliche Gruppe um Jaro, Lara, Phillip, Plural, Antonia und Janusz aufteilten. Janusz beschreibt das Erlebnis des vergangenen Wochenendes folgendermaßen:
Ich könnten nun eine chronologische Abhandlung darüber verfassen, wie wir um vier Uhr morgens fröhlich losmarschiert sind, wie wir versucht haben ein Selfie mit der aufgehenden Sonne zu machen, was uns aufgrund unterschiedlicher Körpergrößen nicht gelang, welche Station wann erreicht wurde und wie sehr wir uns über die dortige Verpflegung gefreut haben. Auch könnte ich eine lange Liste von Körperteilen präsentieren, die schmerzten und trotz Willensanstrengung nicht mehr auf Befehle reagierten. Doch all das scheint mir nicht von Belang und ist wohl auch nicht wirklich nachvollziehbar – man muss es einfach selbst erlebt haben. Stattdessen möchte ich einige Erfahrungen schildern, die uns mal wieder gezeigt haben, was das Pfadfinder sein ausmacht:
1) Bereits nach 30 Kilometern hat meine Wade gekrampft und mein Knie blockiert. Es ließ sich nicht mehr bewegen, so dass ich in einen zombieartigen Walking-Dead-Gang verfiel und die ganze Gruppe aufhielt. Statt mir zum Aufhören zu raten, sprachen jedoch alle davon, dass wir den gesamten Lauf gemeinsam schaffen würden und keiner zurückbleibt. Phillip übernahm sogar meinen Rucksack und Jaro fand für mich den perfekten „Wanderkrückstab“. Außerdem wurde „der alte Invalide“ an steilen und kritischen Passagen gestützt. Nochmals vielen Dank Leute!
2) Wir befanden uns im Pfälzer Wald, 7 km von der nächsten Station entfernt. Wir hatten nur sehr schlechtes Kartenmaterial, keinen Kompass und auch keinerlei Empfang, was die bisherige Navigation über Google Maps unmöglich machte. Es kam also wie es kommen musste und wir bogen zu früh ab. Erst nach 1,5h fiel uns wegen eines Wegweisers auf, dass wir falsch sein mussten. Denn auf diesem stand geschrieben, dass der Ort der nächsten Station noch 8,8 km entfernt sei. Schock! 10 km Umweg… Doch es folgten keinerlei Vorwürfe an den Navigator und auch kein Anflug von schlechter Stimmung war zu spüren. Es ging einfach weiter. Einen Schritt nach dem anderen und im Endeffekt wurden wir durch einen super Ausblick belohnt, der allen anderen vorenthalten war. Starke mentale Leistung Leute , ich war beeindruckt!
3) Gegen 12 Uhr in der Nacht erreichten wir unsere letzte Station. Der Wanderschritt war inzwischen bei allen zu einem trancehaften Trott geworden, der nur phasenweise durch ein Liedchen ein wenig aufgeweckt wurde. An der letzten Station trafen wir auf drei Mädchen zwischen 10-12 Jahren, deren Sippenleiter bereits vor Stunden aufgegeben hatte und die jetzt von einer anderen Leiterin ihres Stammes begleitet wurden. Da die Mädels und wir die letzten Läufer waren, schlossen wir uns der Gruppe an. Immerhin kannten sie den Weg. Sie waren genauso am Ende wie wir und wollten 6km vor dem Ziel sogar noch aufgeben. Auch wir waren völlig entkräftet und wollten einfach nur noch ankommen. Die Leiterin gab alles, um die gesamte neue Gruppe zu motivieren. Von „Zaubergummibärchen“ bis zum Erzählen von Geschichten und dem Singen von Liedern war alles dabei. Tatsächlich kamen wir dann am Ende auch alle an.
Doch was bleibt nun von dem Burgunderlauf 2017?
Für mich bleibt das Glücksgefühl Pfadfinder zu sein, der Stolz auf die eigene Leistung und die Anerkennung für die Leistung der Anderen. Vor allem für Lara, die den Lauf mit gerade mal 13 Jahren ohne Meckern und Klagen geschafft hat und auch für die andere Hälfte unserer Gruppe, die die 75 km in 11h und 50 min gelaufen ist. Das Motto für die nächsten Tage lautet daher: “Umarmt den Schmerz. Er ist hart erarbeitet.”
Und weil es so schön war, haben wir beschlossen, ebenfalls eine solche Veranstaltung ins Leben zu rufen: Den Saarlunderlauf!